Fangen wir damit an, dass ich nicht viel Ahnung von Geschichte oder Erdkunde habe. In der Schule lernt man zwar ein paar Sachen, aber da gibt es in dem Alter halt auch viel wichtigere Dinge. Also habe ich da auch den Großteil wieder vergessen; stört heute auch niemanden und es erwartet auch niemand, dass man in allen Bereichen einen Doktortitel hat. Zurück zum Spiel. Crusader Kings III ist das Spiel, welches ich schon immer haben wollte, obwohl ich es erst diesen Monat für mich entdeckt habe.
Charaktere
In Crusader Kings III startet alles mit der Charaktererstellung, oder einem ausgewählten Herrscher auf der Landkarte von Europa, einem kleinen Teil von Asien und auch Nordafrika. Hier gibt es viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten, zahlreiche Kulturen und Religionen und es sehen auch wirklich alle Personen entsprechend Ihrer Herkunft aus. Großartig.
Zurück zur Charaktererstellung, denn was wollen wir? Einen eigenen Herrscher, wie er leibt und lebt! Dafür bietet das Spiel einen umfangreichen Charaktereditor an. Hier lassen sich wirklich die schönsten, aber auch merkwürdigsten Charaktere zusammenklicken. Es gibt zahlreiche Frisuren, Gewänder und vor allem Eigenschaften, die den Charakter bestimmen.
Eigenschaften
Eigenschaften sind (für mich) das Herzstück von Crusader Kings III. Sie bestimmen, wie der eigene Herrscher tickt. Je nachdem welche Eigenschaften unser Herrscher hat, erscheinen auch Events, die sich auf diese Eigenschaften beziehen. Haben wir bspw. einen paranoiden Herrscher, dann fällt es im schwerer neue Höflinge anzuwerben. Also es ist zwar möglich, aber es steigt dann auch seine Anspannung, weil er dann mehr Höflinge im Blick behalten muss. Außerdem hinterfragt er jede Aktion, selbst Aktionen, die den Lebenspartner betreffen. So stellt er auch jede Schwangerschaft infrage und baut so automatisch Anspannung auf. Das klingt alles sehr negativ, aber bringt auch einen entscheidenden Vorteil: Er hält die Augen offen und kann nicht so leicht manipuliert werden. Das ist vorwiegend für Kontrahenten ärgerlich, wenn sie mehr auf Intrigen aus sind.
Im weiteren Spielverlauf bringen bestimmte Events auch neue Ruhmeseigenschaften. So kann ein angestellter Ratsmarschall dafür sorgen, dass der eigene Herrscher in Sachen Schlachtformation (für eigene Truppen) besser wird und so dann bspw. eine Eigenschaft erhält, die die Kriegskunst des Herrschers erhöht, selbst wenn er sich eigentlich auf Diplomatie spezialisiert hat.
Diese Eigenschaften hat jeder Charakter im Spiel und alles wird simuliert. Egal in welcher Ecke auf der Spielkarte. Obendrein fühlt sich jeder Charakter im Spiel auch anders an, weil er entweder anders ausschaut, oder völlig unterschiedliche Eigenschaften besitzt. Man kann zwar immer erahnen, welche Aktion jetzt die Richtige ist, aber so richtig sicher, ist man sich da nie. Jede Aktion und jedes Event sind aber immer nachvollziehbar und man weiß dann auch in Zukunft, was man besser gemacht hätte.
Spezialisierungen
Jeder Spieldurchgang ist anders, da er von den Eigenschaften, von der Religion und auch den Spezialisierungen bestimmt wird. So kann ein Herrscher, der sich auf Diplomatie spezialisiert hat, Freundschaften mit anderen Herrschern schließen, die ihm dann bestimmte Boni gewähren. So wird dann bspw. Stress abgebaut, wenn man viele Freunde hat. Auch werden Freunde zu Festmahlen eingeladen, was dann wieder neue Events auslösen kann, die entweder gut oder schlecht für das eigene Spiel sein können.
Ein Herrscher, der stattdessen auf Bildung setzt, versucht vordergründig die Religion voranzutreiben. Ihm fällt es viel leichter Beziehungen zur Kirche herzustellen, was dann zu gelegentlichen Finanzspritzen verhelfen kann. Auch lassen sich so je nach Religion negative Eigenschaften loswerden, indem man um einen Ablass bittet (man zahlt viel Gold und entfernt so, mit etwas Glück, eine negative Eigenschaft).
Sinn des Spiels
Das ist eine berechtigte Frage. In erster Linie setzt man sich eigene Ziele. Möchte man bspw. ein spanisches Königreich aufbauen, so muss man für viele Erben, gute Beziehungen und auch gut abgestimmte Kriege sorgen. Hat man dann einmal die Krone, will man diese natürlich auch halten und verwaltet seine Vasallen im besten Fall so, dass sie auch immer zufrieden sind, um keine Aufstände anzuzetteln. Als Vasall möchte man natürlich so wenig Steuern wie möglich zahlen und zettelt da gerne mal einen Aufstand an, um für die Unabhängigkeit zu kämpfen.
Man kann aber auch die eigene Religionsgründung im Ziel behalten und versucht so genug Religionspunkte zu sammeln und vor allem auch Anhänger zu überzeugen. Hier ist wirklich alles möglich, sofern man ausreichend Vorstellungskraft besitzt und Interesse am Rollenspiel hat.
Ohne das grundsätzliche Interesse, erschlägt das Spiel einen mit den ganzen Möglichkeiten und ohne selbst gesetzte Ziele, macht das Spiel auch keinen Spaß. Es ist also ein Sandkasten im Mittelalter, auf einer Weltkarte, mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und verschiedenen Geschichten. Betitelt wird das Spiel gerne als Strategiespiel, wobei ich das nicht so sehe. Es ist für mich wirklich eine Mittelaltersandbox mit Strategiespiel-Elementen. Aber nicht andersherum.
Meiner Meinung nach gibt es aktuell kein vergleichbares Spiel, was vor allem auch für Anfänger geeignet ist. Die Vorgänger sind entsprechend trocken und ohne 3D-Charaktere.
Zukunft von Crusader Kings III
Die Zukunft ist rosig. Dadurch das Paradox am Hebel sitzt, kann man zumindest davon ausgehen, dass es unzählige kostenpflichtige Erweiterungen und DLC geben wird. Aktuell werden Kinderkrankheiten ausgemerzt und kleinere Features eingebaut. Das letzte Feature im Dezember war dann der umfangreiche Editor für den eigenen Herrscher. Der ist schon großartig und ich bin bereits gespannt, was da noch so kommt. Ich schaue jeden Tag auf Steam vorbei, weil ich mich über neue Updates erkundige.
Crusader Kings III hat es mir richtig angetan. Du solltest dir das Spiel auf jeden Fall einmal ansehen. Auf YouTube gibt es zahlreiche YouTuber, die das Spiel spielen, oder zumindest gespielt haben. Du musst hier also nicht blind zuschlagen.
Veröffentlicht wurde Crusader Kings III am 1. September 2020 von Paradox Interactive. Das Spiel lässt sich sowohl alleine als auch im Multiplayer spielen, wobei sich hier die Runden in die Länge ziehen können. Wer das Hauptspiel mit einem vollständigen Thronsaal inkl. neuer Animationen erweitern möchte, kann dies seit dem 8. Februar 2022 mit Crusader Kings: Royal Court tun. Crusader Kings III (nicht die DLC) gibt es auch im Game Pass für den PC und die Xbox.