Aktuell findet der geschlossene Betatest von Lost Ark hier in den westlichen Ländern statt. Durch die GameStar konnte ich einen Schlüssel für die Beta ergattern und mir so einen ersten Eindruck verschaffen. Dies ist der Beginn einer Serie, die ich (wie viele andere auch), Ersteindruck nenne. Hier schildere ich immer in ein paar wenigen Sätzen, was ich vom Spiel halte und gebe dir mein kurzes Fazit weiter. Auf Bewertungen versuche ich zu verzichten, dafür gibt es offiziellere und größere Seiten, die das für mich machen.
Story
In Lost Ark geht es darum, dass wir gegen eine einfallende Dämonenarmee kämpfen; die wir nur besiegen können, indem wir die aus Legenden bekannte verlorene Arche wiederfinden. Der Haken an der Sache ist, dass diese Arche, gleichwohl von den Guten und auch den Bösen verwendet werden kann.
Das Besondere an der Geschichte ist, dass wir sie zum Teil selbst bestimmen können; oder das Spiel uns dies zumindest suggeriert, in dem wir einzelne Entscheidungen treffen. Diese booleschen Entscheidungen, sind im Kern recht simpel und führen immer zum guten Ergebnis, da man eben der gute Held ist. Trotzdem vermittelt es uns, dass wir am Geschehen teilhaben und nicht nur zuschauen.
Die Geschichte an sich ist jetzt nichts Besonderes, wenn man dies aber als Diablo-Spieler betrachtet und irgendwie auch als MMORPG-Spieler betrachtet, dann ist sie ausreichend und motiviert auch, immer weiterzumachen.
Inszenierung
Mein kleiner Favorit. Ich habe bisher noch kein MMO oder Action-Rollenspiel gesehen, welches einfach alles super in Szene setzt. Jede Fähigkeit vermittelt eine Wucht, selbst Pistolen oder einfache Attacken. Dafür sorgen vor allem die brutalen Effekte, die wir beim Niedermetzeln der Gegner erzielen. Da fliegt einfach alles in die Luft; auch teilweise in der Spielwelt selbst. Manche Attacken sehen so übertrieben brachial aus, dass wir uns durchweg wie ein Superheld fühlen. Das ist ein Spielgefühl, welches ich nur ansatzweise bei Outriders erleben konnte.
Was Lost Ark auch besonders gut macht: die Zwischensequenzen. Die sind zum Teil gefilmt, aber auch zum Großteil direkt im Spiel. Da passieren unglaublich coole Dinge auf dem Bildschirm und am Ende schwenkt die Kamera auf meinen Charakter und ich kann einfach spielen. Das erinnert etwas an die berühmten Kampfszenen von 300 oder aber auch der Witcher Serie, bei der Geralt in Blaviken mit dem Schwert tanzt und letztlich zum Schlächter von Blaviken wird. Wirklich großes Kino!
Klassen
Klassen sind an Geschlechter gekoppelt, also es gibt den berüchtigten Genderlock, den wir bereits aus anderen Titeln aus dem asiatischen Bereich kennen. Meiner Meinung nach ein Unding. Das sollte in der heutigen Zeit nicht mehr sein. Südkorea sieht das hier allerdings etwas anders, dies gilt auch für die weiblichen Charaktermodelle, die noch immer, mit ihren viel zu langen Beinen und großen Brüsten, die Bildschirme füllen. Was nicht bedeuten soll, dass die Charaktermodelle schlecht aussehen. Dazu muss ich auch sagen, dass mich das gar nicht so stört…
(Die Entwickler lenken in Sachen Genderlock inzwischen etwas ein, was dafür sorgt, dass noch mehr Klassen in das Spiel wandern, die es bereits für das andere Geschlecht gibt; wobei diese trotzdem etwas anders sind, also nicht nur kopiert.)
Was wirklich positiv ist: Die Klassen sehen alle super aus. Da gibt es keine Unterklassen, die irgendwie aussehen wie die andere. Alles einzigartig, auch vom Spielgefühl her. Man kann den eigenen Charakter auch hervorragend individualisieren; für Männer gibt es leider aber keine wirklichen Langhaarfrisuren, dafür jedoch einen Filter für Falten, damit die Charaktere nicht immer so kindlich aussehen. Die Möglichkeiten sorgen auf jeden Fall dafür, dass nicht jeder so aussieht, wie der andere. Was ich aber sagen kann: Die weiße Haarfarbe ist beliebt. Warum auch immer.
Zurück zu den Klassen: Jede spielt sich fantastisch. Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden. Jede Klasse macht viel Spaß und spielt sich auch unterschiedlich. Die heilige Dreifaltigkeit im Klassendesign, wie man sie aus anderen MMOs kennt, habe ich nicht direkt ausfindig machen können, wobei die Fähigkeiten großen Spielraum für Möglichkeiten bieten.
Fähigkeiten
Die Fähigkeiten sind ebenfalls richtig gut. Dabei hat jede Fähigkeit ihren eigenen kleinen Fähigkeitenbaum. Diese Fähigkeiten können wir mit Punkten verbessern, die wir nach jedem Stufenaufstieg erhalten. Je mehr Punkte wir in eine Fähigkeit investiert haben, desto mehr Möglichkeiten bietet sie uns. So können wir aktuell bis zu dreimal entscheiden, wie wir unsere Fähigkeit individualisieren. Ein Pfeilregen wird so in etwa zu Blitzen, die vom Himmel fallen, denen wir eine erhöhte Fallgeschwindigkeit spendieren und uns für einige Sekunden stärker macht. Wirklich cool und fühlt sich unglaublich gut an. Hier wackelt der Bildschirm und die Gegner fliegen auseinander. Man fühlt sich einfach mächtig.
Insgesamt finde ich das System ziemlich gut und auch motivierend. In der Beta konnte man die Punkte zu jedem Zeitpunkt umverteilen, sodass man sich für jeden Dungeon umstrukturieren kann. Hier muss man dann nicht für jede Klasse zehn Charaktere erstellen, weil man unterschiedliche Builds spielen möchte. Finde ich gut so!
Ausrüstung
Neben klassenspezifischen Waffen gibt es auch Rüstungen, die man am Charakter sieht. Das ist für mich ein wichtiger Punkt, da ich Skins zwar cool, aber nicht so gut finde, wie den Fortschritt, den man am Charakter sieht. Die meisten Ausrüstungen haben verschiedene Seltenheitsgrade und Eigenschaften. Set-Gegenstände habe ich bisher nicht gefunden. Dazu aber gleich mehr.
Gegner lassen einige Gegenstände fallen, den Sog, den ein Diablo mit seinem Loot entfalten kann, schafft Lost Ark allerdings nicht. Dafür fallen wie zu selten, coole Ausrüstungen. Hier erkennt man das MMO, welches Lost Ark auch im Kern ist. Wenn man sich damit abgefunden hat, ist aber gut und man wird ausreichend gut belohnt. Dungeons und Raids bieten immer Belohnungen, sind aber in der Beta zu einfach gewesen; das auch auf dem höheren Schwierigkeitsgrad (es gab normal und schwer). Ich habe mich nie so gefühlt, als müsste ich mit anderen zusammenspielen. Raids habe ich nicht getestet, die sollen aber auch super sein.
Insgesamt denke ich, dass der Inhalt für ausreichend viel Langzeitmotivation sorgen kann, trotzdem erhoffen ich mir regelmäßig neuen Inhalt, der mich weiter bei Laune hält.
Die aus Diablo bekannten Setgegenstände, habe ich nicht finden können. Alternativ lassen sich Sammelkarten sammeln, die in Sets besondere Effekte gewähren. Das ist ähnlich wie mit Setgegenständen, nur dass es hier Sammelkarten sind. Finde ich wirklich cool, auch weil die Karten einzelne Figuren aus dem Spiel darstellen und gleichzeitig die Figuren beschreiben. Die meisten erhält man nach Abschluss von Questreihen, häufig dann direkt mit Personen, die man in der Quest getroffen hat. Sehr coole Idee!
Wenn man aus einem „Boosterpack“ alle Karten gesammelt, gibt es auch noch einmal Boni für unsere Attribute. Auch sehr cool und motiviert, die einzelnen Packs und Sets zu vervollständigen. Es können immer nur eine bestimmte Anzahl an Karten ausgerüstet werden. So kann man dann mehrere Sets kombinieren, wenn man nur einzelne Boni abgreifen möchte. Die meisten Boni bieten vollständige Sets, wobei diese dann auch nur in speziellen Fällen wirklich sinnvoll sind. Das kommt immer auf den Spielstil drauf an.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden und die Suche nach besseren Karten und Ausrüstung motiviert durchgehend. Also genau das, was man eigentlich von einem Action-Rollenspiel erwartet. Gut gemacht!
Grafik
Hier halte ich mich kurz. Für ein Diablo und auch MMO, sieht das Spiel okay aus. Es bietet schöne Landschaften und auch Effekte, solange man nicht zu nah ins Spielgeschehen hereinzommt. Macht man das, erschlagen einen die matschigen Texturen. Diese sorgen aber auch gleichzeitig dafür, dass Spiel, selbst bei tausenden dargestellten Feinden und auch Verbündeten, ruckelfrei funktioniert; zumindest bei mir. Das ist sehr subjektiv, aber das hier ist ja auch ein subjektiver Ersteindruck.
Grundsätzlich finde ich die Grafik in Ordnung und auch ausreichend. Sicherlich kann man hier noch etwas verbessern. Beim Spielen hat es mich aber nicht gestört, auch weil die Umgebung schön geschmückt und auch gefüllt wirkt.
Quests
Hier halte ich mich auch sehr kurz: Das ist typisch asiatische Kost. Sammelaufgaben, Botengänge und töte X von diesen Feinden. Wenn man nicht mehr erwartet, ist es super. Diablo-Spieler sind hier ohnehin nichts anderes gewohnt. Wobei. Das stimmt nicht so ganz, denn in Diablo töten wir eigentlich nur X von allen Feinden und laufen schlauchartige Levels, bis wir am Ende einen Boss besiegen, der häufig nur zwei bis drei Angriffsmuster nutzt und in der Regel viel zu einfach ist; uns aber trotzdem super belohnt.
In Lost Ark ist es ähnlich, nur dass die Gegner wesentlich mehr Leben besitzen und wir nicht so viele Schläge kassieren dürfen. Dazu bieten wirkliche Bosse einige Angriffsmuster und das in verschieden, mehreren Phasen. Hier punktet Lost Ark also doch. Zumindest im Vergleich von Genrevertretern.
Pay2Win
Gibt es hier im Westen nicht, ABER! In World of Warcraft kann man sich für Echtgeld Gold kaufen. Nur kaufen wir uns hier (aktuell) kein Gold, um uns im Auktionshaus mit besseres Ausrüstung auszustatten. In Lost Ark kaufen wir uns Begleiter, die uns Boni bringen. Gleiches gilt auch für eine kostenpflichtige Aura, die uns kostenlose Schnellreisen ermöglicht. Also insgesamt, bekommt hier etwas für sein Geld. Lost Ark selbst, kostet aber grundsätzlich nichts und ich habe auch nie das Gefühl gespürt, überhaupt etwas kaufen zu müssen. Dazu sei gesagt, dass die Boni alle nicht im PvP funktionieren. Also gibt es theoretisch kein Pay2Win!
In der Beta wurden uns freundlicherweise gleich 40.000 Diamanten, also Premiumwährung, geschenkt, die wir beim Testen dann schön ausgeben durften. Das gibt es auch nicht in jeder Beta und hat sich wirklich entgegenkommend angefühlt. Trotzdem: Es ist kein Pay2Win. Andere MMOs zum Teil aber schon; auch wenn man das nur ungern zugeben möchte, weil man so festgefahren ist.
Fazit
Ich hätte nicht gedacht, dass das Spiel so gut ist und mir so außerordentlich gut gefällt. Eigentlich wollte ich es gar nicht erst anfassen; die Beta hat mir aber gezeigt: Lost Ark ist großartig und Diablo 4 hat große Probleme. Aktuell glaube ich nicht, dass Blizzard hier mithalten kann. Da Diablo 4 auch nicht mehr 2022 veröffentlicht werden soll, hat hier Lost Ark aktuell einen ordentlichen Vorsprung, mit viel Inhalt und viel Spielspaß. Dazu ist es kostenlos spielbar… Das wird nicht einfach. Zum Glück. Denn Konkurrenz belebt das Geschäft und das ist bekanntlich nicht verkehrt.
Ich kann Lost Ark jedem empfehlen. Das gilt für Diablo- und auch für MMO-Fans. Ihr werdet alle viel Spaß haben, auch wenn man dem Charakter nicht direkt über die Schulter schaut (was man in Raids und Dungeons grundsätzlich sowieso nicht gemacht hat, weil es zu unübersichtlich wurde. Aber hey, trotzdem will man alles bemängeln und über alles meckern. Ich werde es nicht mehr tun und freue mich riesig auf Lost Ark).