Regelmäßig lese ich im Kommentarbereich größerer Online-Magazine darüber, dass Regulierungen und Gesetze nicht notwendig wären, da einfach jeder Mensch auf die Bremse treten solle, damit sich etwas ändert. Dass dies nicht funktioniert, sieht man in Zeiten von Corona. Denn wenn wir mal ehrlich sind, wäre das mit Corona nicht halb so wild, wenn sich alle an die eigene Nase fassen und sich selbst und andere achten würden. Wie viel hätte man erreichen können, wenn jeder mit Maske und Impfung durch die Straßen ziehen würde? Im Bereich Gaming ist das nicht anders.
Das Problem mit den Lootboxen
Mit dem Release von Diablo Immortal wird es wieder problematisch, da Blizzard sich anscheinend nicht bewusst ist, dass Lootboxen inzwischen zum Glücksspiel zählen und Länder wie Belgien und Niederlande, solche Praktiken verbieten. Schade ist, dass dies wirklich nur für wenige Länder gilt. In Deutschland sitzt wieder die USK, die das regelt, aber scheinbar nicht richtig, denn ein FIFA lässt sich auch hier problemlos kaufen.
Das Problem ist hier, dass es keine Regulierung gibt. Eine Regulierung müsse EU-weit gelten, damit sich das Thema in Luft auflöst, außer man hat nur den asiatischen Markt im Sinn, dann sind Menschenrechte sowieso egal. Das soll nicht heißen, dass ich das befürworte, aber dort in Asien, ticken die Regierungen eben etwas anders, als hier.
Lootboxen gehören verboten, oder zumindest so weit reguliert, dass nur noch erwachsene Menschen darauf Zugriff haben und wenn, dann mit Ausweiskontrolle ist. Die gibt es schließlich auch in jedem guten Kiosk, Getränkemarkt oder Kasino. Warum nicht auch in Spielen, oder Shops, die Produkte vertreiben, die offensichtlich Glücksspiel sind?
Das Problem mit den Menschen
Menschen haben das Problem, dass sie ohne Gesetze, wie Tiere wären. Nur die Gesetze sorgen dafür, dass wir keine Tiere sind. Das ist ein Zitat aus der Serie von Gotham. Ich fand das Zitat super, denn es beschreibt den Menschen hervorragend. Stell dir mal vor, es gäbe keine Gesetze? Im Grunde brauchst du dir das nicht vorstellen, das sieht man auch im Nahen Osten, wo es alltäglich ist, dass auf dem Marktplatz, neben dem Stand für Klamotten, Menschen geköpft werden. Dort wachsen Kinder so auf, als wäre es völlig normal. Das wäre hier nicht anders, gäbe es keine Gesetze, die dies verbieten. Klar gibt es Ausnahmen, aber die wandern in der Regel dann auch im Gefängnis.
So sehe ich das aber auch mit Menschen, die wissentlich dafür verantwortlich sind, dass sie andere anstecken und möglicherweise sogar umbringen, weil sie überzeugt sind, man müsse sich nicht impfen, oder eine Maske tragen, die einen selbst und auch andere schützt. Hier kann man gut erkennen, warum sich nichts ändert, wenn man davon ausgeht, dass eine solche Regulierung oder eine Pflicht nicht angemessen ist, weil sie die eigenen Bedürfnisse einschränkt.
Gleiches gilt auch für Lootboxen. Es wird sich nichts ändern, wenn es nicht gesetzlich festgelegt wird, dass Lootboxen zum Glücksspiel gehören und reguliert werden müssen. Eine Altersverifizierung wäre ein Anfang. Fragwürdige Praktiken zum Leeren der Geldbeutel der Spieler gibt es genug, warum tut sich hier nichts? Ich weiß nicht, aber ich hoffe, es wird sich bessern.
Nachtrag zur Veröffentlichung
Diablo Immortal ist inzwischen veröffentlicht worden und wie erwartet, steht die gesamte Monetarisierung in der Kritik. Hier liest du jetzt kurz, was ich darüber denke und warum Diablo Immortal schlecht für die Spieleindustrie und uns Spieler ist.
Diablo Immortal lässt sich völlig kostenlos spielen, sofern man keine hohen Ansprüche hat. Steckt man in das Spiel mehr als 1–2 Stunden pro Tag, gelangt man schnell an seine Grenzen, außer man nimmt seinen Geldbeutel in die Hand – dann landet man auch in der Rangliste. Zwar nur in den letzten Reihen, aber man kann sich zumindest finden.
Beiträge zur Monetarisierung von Diablo Immortal, gibt es genug. Leider gibt es viele große Magazine, die scheinbar zu viel von Activision Blizzard bezahlt werden, weshalb es hier keine sachliche und gesunde Beurteilung in den Testberichten gibt. Die Monetarisierung in Diablo Immortal ist im Grunde nichts, was man nicht schon aus anderen Mobile-Games kennt. Sie ist nicht für den Spieler, sondern für die Aktionäre ausgelegt. Hauptsache, man kann viel Geld machen. Dadurch dass Diablo Immortal aber jetzt für den PC veröffentlicht wurde und auch Microsoft bereits ankündigte, dass es künftig möglich ist, Android-Apps auf dem PC nutzen zu können, wird es in Zukunft auch viel mehr Richtung Mobile gehen, zumindest auf dem Windows-Rechner.
Daher ist es umso schlimmer, dass eine so große Firma wie Blizzard auf den Zug aufspringt und keine Grenzen in Sachen Geldausgeben setzt. Stattdessen wird hier jedes Mittel ausgenutzt und mit psychologischen Tricks gearbeitet, damit auch jeder schön zum Geldbeutel greift. Viele Erwachsene sehen das und schaffen es auch, diese Probleme auszublenden. Da Diablo Immortal von jedem gekauft und gespielt werden kann, trifft es hauptsächlich die Leute, die dann mit einer solchen Monetarisierung aufwachsen und für die es dann völlig normal ist. Jeden Tag mehrere Euro in ein Spiel zu investieren, damit man noch eben ein Portal machen kann, bei dem man durch Geldeinsatz dann auch belohnt wird? Mache ich!
Activision Blizzard hat hier eine Tür geöffnet, in die sich künftig sicherlich auch Ubisoft und Electronic Arts quetschen werden. Viele andere werden das sicherlich auch so machen, weil es funktioniert. Man kann mit Diablo Immortal wesentlich mehr Geld verdienen, als mit einem Diablo 2: Resurrected, einfach, weil es genug Leute gibt, die in die Falle tappen und schwer herausfinden werden. Leider wird das durch jede Installation und jeden Kauf unterstützt, weshalb es zu 100 % eintreffen wird. Schade eigentlich. Die Zeiten als man noch ein Spiel für 50 DM gekauft und vollends genießen konnte, sind vorbei. Lang lebe die kapitalistische und ausbeuterische Monetarisierung. Danke Blizzard.
Wichtig
Die Arbeit der Entwickler möchte hier nicht kritisieren. Die haben wirklich gute Arbeit geleistet. Diablo Immortal macht auf dem Smartphone grundsätzlich viel Spaß, vorrangig die Umsetzung überzeugt in allen Bereichen. Auch der Port, der zwar noch viel Arbeit benötigt, ist gelungen. Für den Port wünsche ich mir jetzt noch etwas mehr Liebe, vorwiegend in Sachen Einstellungen.
Nun aber: Lass dich nicht übers Ohr hauen und pass auf dein Geld auf. Bei dir Zuhause gibt es zwar keine Strauch- oder Taschendiebe, trotzdem würde Robin Hood bei dir aufkreuzen, um dich vor Activision Blizzard und Co. zu schützen. Bleib gesund!